JunOst will die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aus dem postsowjetischen Raum stärken

Eggenfelden.
Die Integration speziell von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Gerade junge Menschen aus
dem postsowjetischen Raum stehen oft vor besonderen Herausforderungen:
die Sprachbarriere, fehlende Freizeitangebote oder mangelnde Vernetzung innerhalb
der Gemeinde. Hier setzt der Verband JunOst an, der seit 2021 auch in Niederbayern aktiv ist. Das Ziel: die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern und Jugendlichen aus dem postsowjetischen Raum zu stärken und sie mit den bestehenden Strukturen der Jugendarbeit zu vernetzen. Maryna Bosova (Koordinatorin Eggenfelden) und Mascha Sidorova-Spilker (Projektkoordinatorin Niederbayern) berichten über ihre Arbeit für den Kinder- und Jugendverband JunOst.
Gruppen in Eggenfelden und Simbach
JunOst wurde bereits 2001 als bundesweite Organisation gegründet, lange vor dem Krieg in
der Ukraine. „Interessanterweise bedeutet „JunOst“ sowohl auf Russisch als auch auf Ukrainisch „Jugend“, wodurch sich der Verein für viele junge Menschen aus dem postsowjetischen Raum als vertrauter Begriff anfühlt“, erklärt Bosova im Gespräch. Der Verband unterstützt Kinder und Jugendliche mit Wurzeln in den Nachfolgestaaten
der Sowjetunion, indem er ihnen Möglichkeiten zur sozialen und kulturellen Teilhabe
bietet. „Besonders in Niederbayern ist das Netzwerk in den letzten Jahren stark gewachsen“, berichtet Mascha Sidorova-Spilker, Projektkoordinatorin für die Region.
Mittlerweile sind hier etwa 140 bis 160 Kinder und Jugendliche in verschiedenen
lokalen Gruppen aktiv. Die Mitglieder stammen größtenteils aus russischen, ukrainischen
und anderen postsowjetischen Familien. Allein in Eggenfelden gibt es derzeit rund 40
Mitglieder. Sidorova-Spilker und Bosova berichten, dass in vielen postsowjetischen
Ländern Freizeitangebote oft auf künstlerische und musische Bereiche konzentriert seien.
Strukturen wie eine Jugendfeuerwehr oder ein Fischereiverein, die in Deutschland verbreitet
sind, seien dort weitgehend unbekannt. Daher falle es jungen Menschen mit Migrationshintergrund oft schwer, Anschluss in traditionellen deutschen Vereinen zu finden.
„JunOst hilft, Brücken zu schlagen“, so die beiden. Das erste große Projekt in Niederbayern
war „Gemeinsam Niederbayern bewegen“ (2021-2023), das im Rahmen vom Fachprogramm
„Demographie und Partizipation“ des Bayerischen Jugendrings (BJR) gefördert wurde,
wie sie der Heimatzeitung erzählen. Ziel sei es gewesen, Strukturen der Jugendverbandsarbeit für Migrantenselbstorganisationen (MSO) und Vereine junger Menschen mit Migrationshintergrund (VJM) zu öffnen und die aktiven Communitys aus dem postsowjetischen Raum niederbayernweit zu vernetzen. Derzeit laufe das Folgeprojekt
„Jugend und Migration in Niederbayern“ (2023-2025). An mittlerweile acht Standorten – darunter Eggenfelden, Landshut, Dingolfing und Passau–werden Strukturen geschaffen,
die es jungen Migrantenermöglichen, sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen
und die Jugendarbeitsstrukturen vor Ort, den Jugendringen, kennenzulernen. „Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 sind auch in Niederbayern große Communitys der Geflüchteten aus der Ukraine entstanden, ukrainische Kinder und Jugendliche nehmen verstärkt am Projekt teil“, berichten die Koordinatorinnen. Ein wichtiger Partner sei das Landratsamt Rottal-Inn sowie der Kreisjugendring. Dank der engen Zusammenarbeit
konnten zahlreiche Initiativen auf den Weg gebracht werden. So war JunOst auch beim letztjährigen Demokratiefest in Simbach am Inn im Juli 2024 und in Eggenfelden im Oktober 2024 aktiv dabei, das verschiedene Kulturen zusammenbrachte und Jugendlichen die Bedeutung demokratischer Werte näherbrachte. „Vielfalt gewinnt! Zuhause kennt keine
Grenzen!“, lautet das Motto der Projektkoordinatorin Mascha Sidorova- Spilker. Einen besonderen Dank richtet JunOst an Johannes Kreck, Geschäftsführer des Kreisjugendrings
Rottal-Inn, Beate Bode- Buchner von der Flüchtlings- und Integrationsberatung des Landratsamts Rottal-Inn und an Gertrud Stinglhammer aus dem Jugend- und Seniorenbüro Simbach. Durch ihre Unterstützung konnten in Eggenfelden und Simbach nachhaltige Strukturen geschaffen werden, die den Jugendlichen langfristig zu gute kommen.
In Eggenfelden trifft sich die Kinder- und Jugendgruppe zusammen mit Koordinatorin Maryna Bosova einmal wöchentlich, jeweils donnerstags ab 17 Uhr im Haus der ukrainischen Geflüchteten in der Pater-Viktrizius-Weiß-Straße 64. „Hier wird gesungen, gemalt, gefeiert und gelacht“, sagt Bosova und lädt alle Interessierten herzlich ein, vorbeizukommen.
Aktuell umfasst die Ortsgruppe etwa 40 Mitglieder, die sich nicht nur regelmäßig treffen, sondern auch gemeinsame Aktivitäten planen. So ist demnächst eine Stadtführung geplant, um den jungen Mitgliedern ihre neue Heimat näherzubringen. „Unsere Mitglieder wollen und sollen viel über den Ort erfahren, in dem sie nun leben“, erklärt Bosova, die seit 2023
in Eggenfelden lebt.
Stadtführung und Sommercamp
Sie selbst hat erfahren, wie schwierig es sein kann, sich in einer neuen Umgebung zurecht zu finden. Umso wichtiger ist ihr die Arbeit mit JunOst. „Besonders mit sprachlichen Barrieren ist es wichtig zu wissen, an wen man sich wenden kann“, sagt sie. Auch in anderen niederbayerischen Städten ist JunOst gut aufgestellt. So koordiniert Olena Belska die
Gruppe in Simbach am Inn, die sich im „Inn-Side“ trifft. Einmal jährlich gibt es zudem ein großes Sommercamp, bei dem sich alle Kinder und Jugendliche aus der gesamten Region vernetzen. Letztes Jahr nahmen rund 50 Kinder und Jugendliche in Regenstauf teil.
Wer mehr erfahren oder sich engagieren möchte, kann sich direkt an die jeweiligen Koordinatorinnen wenden:
• Maryna Bosova (Eggenfelden),
30151/72638911
• Mascha Sidorova-Spilker (Projektkoordination
Niederbayern),
3 0871/1355898, 0176/70585389,
E-Mail mascha.sidorovaspilker@
junost-bayern.de
• Olena Belska (Simbach):
e.yu.belskaya@gmail.de
Nähere Informationen unter
(Katharina Raeck - veröffentlicht am 08.03.2025 im Rottaler Anzeiger)

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