Die Rottalerin Martina Frei hat in Kooperation mit der Wirtschafts-Mittelschule den Verein „Shining Masai“ gegründet

Eggenfelden.
Bei der Jahressitzung des noch jungen Vereins „Schülerprojekt Shining Masai Tansania e.V.“ an der Wirtschafts-Mittelschule Eggenfelden hat auch die Gründerin des Vereins, Martina Frei, teilgenommen, die in ihrer Heimatregion nur selten anzutreffen ist. Die 37-jährige Hebertsfeldenerin lebt seit einigen Jahren in Engare Sero, einem kleinen Dorf nahe Arusha in Tansania. Sie ist die treibende Kraft hinter dem Verein, der Kindern in dem abgelegenen Dorf in Afrika eine bessere Zukunft durch Bildung und Unterstützung ermöglichen
will.
Martina Frei hatte schon als Kind in Hebertsfelden den Wunsch, die Welt zu bereisen und
nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau zog sie dann hinaus in die Welt. Heute lebt sie mit den Menschen eines Masai-Dorfes, das weit ab vom westlichen Lebensstandard
liegt und ohne grundlegende Infrastrukturen wie Strom, fließendes Wasser oder medizinische Versorgung auskommen muss.
Ein Morgen mit Giraffen vor der Nase
„In der Steppe kann man sagen, wache ich morgens mit Giraffen vor der Nase auf“, erzählt sie. Doch die realen Herausforderungen, denen sie in Tansania begegnete, waren schnell zu spüren: Die Dorfgemeinschaft ist mit vielen Problemen konfrontiert, vor allem im Bereich der Bildung und Ernährung. Kinder, die zur Schule gehen sollten, arbeiten oder kümmern
sich um ihre Geschwister, da die Schule keine regelmäßige Mahlzeit bietet. Martina Frei
weiß, dass Bildung der Schlüssel zu einer besseren Zukunft ist, aber ohne Nahrungsmittel gibt es für die Kinder oft keine Motivation, die Schule zu besuchen. „Es ist unmöglich für mich, ruhig zu schlafen, wenn die Kinder um mich herum hungrig sind“, beschreibt sie ihre Eindrücke. Zuerst aus eigener Tasche, dann mit Hilfe von Spenden begann sie, Nahrungsmittel in die Schule zu bringen und schaffte es sogar, einen Teil der Dorfgemeinschaft an eine nahe gelegene Wasserquelle anzuschließen. Die Gründung des Vereins war mit zahlreichen bürokratischen Hürden verbunden. Ein entscheidender Schritt war es, eine passende Vereinssatzung aufzusetzen, was viel Zeit in Anspruch nahm. Auch das deutsche Finanzamt stellt hohe Anforderungen, um die ordnungsgemäße Verwendung
der Spenden zu gewährleisten. Es verlangt detaillierte Quittungsbelege für alle Ausgaben –
was in Tansania bei einer großen Analphabetenrate und begrenzten administrativen
Strukturen alles andere als einfach ist. Doch trotz dieser Herausforderungen blieb Martina Frei entschlossen, das Projekt zu realisieren. Der Verein wurde im September 2024 in enger Zusammenarbeit mit der Wirtschafts-Mittelschule Eggenfelden gegründet.
„Es ist unglaublich, wie viele Menschen aus meiner Heimat uns bei diesem Projekt unterstützen. Ohne sie wäre es nicht möglich, die vielen Hürden zu überwinden“, sagt sie. Ihre Freunde und Unterstützer leisten einen wesentlichen Beitrag, indem sie nicht nur finanziell helfen, sondern auch Zeit und Know-how einbringen. Auch das große Engagement der Wirtschafts-Mittelschule betont Martina Frei immer wieder: „Das Vertrauen und die Einsatzbereitschaft vor allem seitens der Schulleitung und der betreuenden Lehrer Tobias Abtmeier und Patricia Knödlseder ist wirklich mit nichts zu vergleichen.“ Die Transparenz des Projekts sei Martina Frei besonders wichtig. „Jeder Euro kommt direkt den Kindern zugute“, betont sie. Der Verein stellt sicher, dass alle Spenden an den richtigen Stellen ankommen und dass die Menschen in Tansania mit nachhaltigen Hilfsprojekten unterstützt werden.
Alle Unterstützer könnten sich jederzeit direkt mit ihr in Verbindungsetzen, um mehr über die
Projekte zu erfahren oder sich aktiv zu beteiligen. Ein Beispiel für die Unterstützung aus der Heimat ist die Spende des TSV Massing, der alte Jugendtrikots zur Verfügung stellte, die nun von den Kindern in Tansania mit Begeisterung getragen werden. Solche Spenden kommen vor Ort sehr gut an, und das Projekt ist offen für jegliche Art von Hilfe. Die Patenschaften sind ein zentraler Bestandteil des Projekts. Für nur 60 Euro im Jahr erhält ein
Kind in Tansania die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Diese 60 Euro bedeuten für die Kinder eine wichtige Chance auf eine bessere Zukunft. Ein besonderes Beispiel dafür sind die Klassenpatenschaften der Wirtschafts-Mittelschule Eggenfelden. Jede Klasse hat ein
Patenkind in Tansania, das sie unterstützt. Jedes Kind der Eggenfeldener Klassen spendet 2 Euro pro Schuljahr, was dem jeweiligen Patenkind den Zugang zur Schule und damit zu einer besseren Zukunft ermöglicht. Lehrer Tobias Abtmeier ist von dem Engagement seiner Schülerinnen und Schüler beeindruckt: „Es ist fantastisch, wie motiviert unsere Schülerinnen und Schüler sind. Es bietet einen wertvollen Austausch und viele bereichernde Erfahrungen, welche wir einfach und gezielt in den Unterricht mit einbringen können.“ Neben den Patenschaften sind Spenden äußerst hilfreich. Jüngst konnten die Einnahmen aus einem Kleiderflohmarkt in Hebertsfelden an den Verein übergeben werden. Denn die meisten Sachspenden können nicht einfach geschickt werden. Der Versand von größeren Mengen, wie etwa ausrangierten Schulmöbeln, ist mit erheblichen Kosten verbunden: Der Transport eines Containers aus Deutschland nach Tansania kostet rund 10 000 Euro, und das Versenden eines einzelnen Pakets von bis zu 20 Kilogramm schlägt mit etwa105 Euro zu Buche. Diese Kosten stehen oft in keinem Verhältnis zum Wert der gespendeten Gegenstände. Deshalb ist es für den Verein oft sinnvoller, mit lokalen Mitteln Spenden zu
generieren.
Hilfe zur Selbsthilfe als Ziel
Ein besonderes Beispiel für die Hilfe aus der Region: Im Herbst 2024 stellte die Wirtschafts-Mittelschule Eggenfelden im Rahmen einer Benefizaktion altes Schulmobiliar der Allgemeinheit zur Verfügung, das gegen Spenden abgegeben wurde. Diese Spenden
kommen direkt dem Projekt zugute und tragen dazu bei, die Schule in Engaro Sero dennoch mit wichtigen Ressourcen zu versorgen. Das langfristige Ziel des Vereins
ist es, den Menschen in Tansania nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten – durch den Ausbau der Wasserversorgung, Unterstützung von Ackerbau und Viehzucht sowie die Einrichtung eines Schulgartens, der die Kinder mit Nahrung versorgen soll. Neben ihrem Leben in Tansania und den regelmäßigen Besuchen im Rottal reist Martina Frei immer wieder in die Schweiz, um dort in der Gastronomie Saisonarbeit zu leisten. Dies ermöglicht
es ihr, ihren Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig das Projekt zu finanzieren. „Ich nehme alle Hürden gern in Kauf, um den Kindern zu helfen“, sagt Martina Frei. „Das Leben im Masai- Dorf ist für viele in Europa kaum vorstellbar, aber es ist genau das, was ich mit meiner Arbeit verändern möchte.“ Wer das „Schülerprojekt Shining Masai Tansania e.V.“ unterstützen möchte, hat mehrere Möglichkeiten, sich zu engagieren.
Das Spendenkonto des Vereins
lautet: DE 61 7435 1430 0010
6507 52, Sparkasse Rottal Inn.
Außerdem können Interessierte
unter www.shiningmasai.com
mehr über den Verein erfahren.
(Katharina Raeck - veröffentlicht am 08.03.2025 im Rottaler Anzeiger)

Comments