Stefanie Höfer hat mit Hilfe einer Schlauchmagen- Operation in acht Monaten 75 Kilogramm abgenommen
Eggenfelden.
Für Stefanie Höfer hat im November 2022 eine bemerkenswerte Reise begonnen: Seither hat sie ihr Gewicht mehr als halbiert. Ihre Transformation begann mit einer Schlauchmagen-Operation. Heute, 17 Monate nach der OP, ist die Eggenfeldenerin noch längst nicht am Ziel, doch auf dem Weg zu sein, ist für sie bereits ein großer Erfolg. Schon als Kind war Stefanie Höfer nie schlank. Bereits früh musste sie erfahren, was es bedeutet, in einer Gesellschaft, die auf ästhetische Normen viel Wert legt, übergewichtig zu sein.
„Ich wurde ausgelacht, belächelt– das gehört zu den schmerzlichen Erinnerungen meiner Kindheit“, erzählt die 32-jährige Eggenfeldenerin. Auch während ihrer Jugend und Pubertät blieben Spott und sogar Mobbing nicht aus.
Jo-Jo-Effekt als ständiger Begleiter
Im Alter von 13 und 14 Jahren war Stefanie Höfer jeweils sechs Wochen lang auf einer „Abnehm-Kur“ für Jugendliche. Der Erfolg blieb jedoch aus: Sie verlor maximal acht Kilogramm, doch diese kamen schnell wieder zurück. Der so genannte Jo-Jo-Effekt wurde für sie zur ständigen Begleitung. Falsches Essverhalten und eine ungesunde Beziehung zum Essen, das betrachtet Höfer heute als Ursachen für ihre Gewichtszunahme. Im Erwachsenenalter pendelte ihr Gewicht stets zwischen 130 und 150 Kilogramm, was bei einer Körpergröße von 1,62 Meter einem „Body-Mass-Index“ (BMI) von etwa 57 entspricht–der Normbereich liegt bei etwa 20. Ihr Essverhalten war extrem: „Manchmal bestand mein Abendessen aus drei ganzen Tiefkühlpizzen“, berichtet sie. Von Weight Watchers über Kohlsuppendiäten bis hin zu Ernährungsberatung–sie versuchte alles, doch ohne nachhaltigen Erfolg. Ihr Selbstbewusstsein litt, gerade das öffentliche Essen war für sie eine Herausforderung. „Man merkt die Blicke der anderen, das ist einfach unangenehm“, erklärt sie. Das Jahr 2022 war für Stefanie Höfer ein Wendepunkt. Ihr Höchstgewicht von 150 Kilogramm hatte sie erreicht.
Die verzweifelten Diätversuche und gescheiterten Ernährungsprogramme führten nicht zum Erfolg. Doch dann kam der entscheidende Moment: „Meine Ärztin hat mir sehr deutlich gesagt, dass ich meinen 40.Geburtstag wahrscheinlich nicht erleben werde, wenn es so weitergeht“, erzählt die damals 29 jährige - Worte wie ein Weckruf.
Durch eine Freundin, die bereits eine Magen- Bypass- Operation hinter sich hatte, wurde Stefanie Höfer auf die Möglichkeit einer chirurgischen Gewichtsreduktion aufmerksam. Im Winter 2022 nahm sie Kontakt zum Adipositas- Zentrum in Passau auf, um sich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Ihren Mann Marc habe sie vor eine Entscheidung gestellt: „Entweder du gehst diesen Weg mit oder nicht, aber meine Gesundheit geht vor.“ Auch die Verantwortung für ihre Tochter gab ihr die nötige Kraft, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen. „Ich will meine Tochter aufwachsen sehen“, sagt sie. Ehemann Marc unterstützte ihre Entscheidung von Anfang an. „Sie sollte das aber wirklich nur für sich machen“, meint er. „Ich liebe sie immer, egal in welchem Körper.“
Verzögerung sorgt für neue Zweifel
Im Januar 2023 fand das erste Gespräch im Klinikum Passau statt, schnell entschied sie sich für die sogenannte Schlauchmagen- Operation, bei der der Magen minimalinvasiv verkleinert wird und 20 Prozent des gesunden Magengewebes erhalten bleiben. Diese Methode hatte weniger Nebenwirkungen als der Magen- Bypass, bei dem auch der Dünndarm umgeleitet wird. „Ich wollte meinen gesunden Magen behalten“, erklärt Stefanie Höfer, obwohl dies mit höheren Risiken wie Sodbrennen verbunden ist. Der Bypass wird normalerweise bei noch extremeren Fällen empfohlen.
Der Weg dorthin war jedoch nicht einfach. „Zuerst musste ich komplett durchgecheckt werden“, berichtet Höfer. Ein wahrer Ärztemarathon folgte: Psychologe, Kardiologe, Lungenfacharzt, Magenspiegelung– alles wurde gemacht. Im Schlaflaborwurde zudem fest gestellt, dass Höfer mit nächtlichen Atemaussetzern auf Grund des viel zu hohen Gewichts zu kämpfen hatte. Sie bekam sofort eine Schlafmaske. Die Diagnose war eindeutig: Das Übergewicht von Stefanie Höfer war gefährlich. Eine Operation wurde dringend empfohlen. Doch das Schicksal sorgte noch für eine Verzögerung: Wegen eines Notfalls musste die geplante OP zunächst verschoben werden. Höfer war kurz davor, alles abzubrechen. Doch dann traf sie Regina, eine Mitpatientin, die ihr Mut machte, weiterzumachen. Mittlerweile sei Regina eine gute Freundin geworden, die ihre Erfahrungen zusammen mit Höfer in der Passauer Selbsthilfegruppe teilt.
Am 27. Juli 2023 war schließlich soweit: Stefanie Höfer unterzog sich der Magen- Schlauch-Operation mit einem Gewicht von 138 Kilogramm. Nach der Operation begann ihre Reise in ein neues Leben. „Die ersten Wochenwaren extrem“, berichtet sie. Zu Beginn durfte sie nur Flüssignahrung zu sich nehmen, gefolgt von Breinahrung und später fester Nahrung. Das neue Essverhalten musste komplett angepasst werden. Statt einer großen Mahlzeit isst sie heute fünf bis sechs kleine am Tag. Und das Wichtigste: Sie hat endlich ein echtes Sättigungsgefühl. Innerhalb von nur acht Monaten hat Stefanie Höfer 75 Kilogramm verloren. Doch trotz des gewaltigen Fortschritts fühlt sie sich immer noch nicht vollkommen mit sich selbst im Einklang. „Trotz der Abnahme halte ich mich noch immer für zu dick“, gesteht sie. Das Körperbewusstsein wurde durch die OP nicht von heute auf morgen verändert. Ihr Arzt erklärte ihr: „Der Kopf wird nicht mit operiert.“ Höfer berichtet, dass sie nun wisse, was gemeint war. Ihr Essverhalten musste radikal angepasst werden. Portionen schätze sie noch immer falsch ein. Der Speiseplan wurde auf gesunde, vitaminreiche Ernährung umgestellt. Doch heute trägt sie Kleidergröße 36 statt 58. Sogar ganze zwei Schuhgrößen habe sie verloren.
Fünf weitere OP- Termine folgen noch
„Endlich kann ich Dinge anziehen, die mir gefallen, und nicht, weil sie irgendwie passen“, erzählt sie mit einem Lächeln. Die Veränderung hat nicht nur ihr Leben beeinflusst, sondern auch das ihrer Familie. Ihre mittlerweile siebenjährige Tochter erlebe nun eine völlig neue Mutter, die mit ihr im Schwimmbad spielen oder einfach mal eine Runde spazieren gehen kann. „Vor zehn Jahren wollte ich mit Stefanie ins Felsenlabyrinth in Wunsiedel fahren. Das war damals unmöglich, weil die Gänge zu eng waren. „Im vergangenen Jahr haben wir uns diesen Traum erfüllt“, berichtet Ehemann Marc stolz. Mit einem Körpergewicht von 62 Kilo startete Stefanie Höfer ins Jahr 2025. Doch ihre Transformation ist noch nicht abgeschlossen: Durch den massiven Gewichtsverlust bleibt viel überschüssige Haut zurück, die chirurgisch entfernt werden muss. Für 2025 und 2026 sind fünf weitere Operationen geplant. Noch einmal rund 15 Kilogramm an Haut wird Höfer am Ende des OP-Marathons verloren haben. „Tatsächlich muss ich jetzt sogar aufpassen vor der OP nicht zu viel Gewicht zu verlieren“, meint Höfer, „hätte mir das jemand vor einigen Jahren gesagt, ich hätte ihn ausgelacht.“
Trotz all der Herausforderungen schaut Stefanie Höfer mit ihrer Familie positiv in die Zukunft: „Der Weg war und wird noch lang und anstrengend, aber es ist jeden Schritt wert.“
(Katharina Raeck - veröffentlicht am 08.01.2025 im Rottaler Anzeiger)
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