top of page

Aus dem Rottal live ins Netz

  • Autorenbild: d´Ratsch- Kathl
    d´Ratsch- Kathl
  • 21. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Stephi Standar erzählt von ihrem Leben als Influencerin –

inzwischen mehr als 50 000 Follower

Influencerin Stephi mit Familie
Influencerin Stephi mit Familie

Pfarrkirchen.

Wenn Stephi Standar durch Pfarrkirchen spaziert, passiert es immer öfter, dass sie erkannt wird. Manche schreiben ihr später eine Nachricht: „Ich habe dich gesehen, aber mich nicht getraut, dich anzusprechen.“ Dabei freut sich die dreifache Mutter, die mit ihrer Familie bei Pfarrkirchen lebt, genau über solche Begegnungen: „Man kann mich wirklich gerne anquatschen. Ich freue mich, wenn ich jemandem im echten Leben begegne.“ Stephi ist Influencerin. Über 50 000 Menschen folgen ihr mittlerweile auf ihrem Instagram-Profil

„@stephis.familienleben“. Dort teilt sie ihr Familienleben mit Ehemann, drei Söhnen, vier Katzen und einem Haus in ländlicher Umgebung.

„Ich bin eigentlich eine ganz normale Mama“, beschreibt sich die 35-Jährige selbst.

Was für viele nach einem gemütlichen Online-Tagebuch aussieht, ist längst ein Vollzeitjob geworden – inklusive Kooperationspartnern, Steuererklärungen und Zeitdruck.

Im Gespräch berichtet sie offen über ihren Arbeitsalltag, häufigen Vorurteilen und dem

Spagat zwischen öffentlichem Leben und Familienalltag.


Ein Start aus Langeweile mit großer Wirkung


Angefangen hat alles 2014 – in der Elternzeit. Aus reiner Langeweile hat sich Stephi damals bei Instagram angemeldet. „Nach einiger Zeit habe ich meinen Alltag ein bisschen in den Storys begleitet“, erzählt sie. Anfangs folgten ihr nur Freunde und Familie. Erst Jahre später, als die Anzahl der Follower stieg und die erste Kooperationsanfrage kam, wurde ihr bewusst: Das hier ist mehr als nur ein Hobby. „Influencerin“ – für manche ein Unwort, für andere ein Traumberuf. Auch Stephi musste feststellen: Sobald die Reichweite wuchs,

veränderte sich die Reaktion der Menschen. „Ein paar Bekannte sind mir direkt entfolgt“, sagt sie. Andere wiederum stehen bis heute hinter ihr. Ihr engstes Umfeld, allen voran ihre Familie, habe sie immer unterstützt. „Natürlich wird viel geredet, aber das passiert auch ohne Social Media.“ Stephi steht selbstbewusst zu dem, was sie macht. Wer auf Social Media aktiv ist, lebt von Inhalten – doch die entstehen nicht von selbst. Auch wenn Stephi keinem festen Redaktionsplan folgt, liefert ihr Alltag genügend Stoff: vom Kochen

über Gartenprojekte bis hin zum turbulenten Familienleben mit Kindern und Katzen. Was

nach Spielerei klingt, ist in Wahrheit mit viel Arbeit verbunden. „Faul“ – dieses Vorurteil begegnet der jungen Frau immer wieder. „Geh doch mal richtig arbeiten“ – solche Kommentare zeigen, wie wenig viele das große Ganze sehen. Dabei steckt hinter jedem

Beitrag viel Planung und Arbeit. Mittlerweile arbeitet Stephi mit einem Management zusammen. Dieses übernimmt unter anderem die Vorauswahl möglicher Kooperationspartner, kümmert sich um Verträge, Rechnungen und administrative

Aufgaben. Doch die letzte Entscheidung trifft sie selbst: „Mit wem ich zusammenarbeite,

bestimme ich immer noch allein.“ Bis ein einminütiges Video – ein sogenanntes „Reel“ –

online geht, können schnell 60 Minuten oder mehr vergehen: filmen, schneiden, Text verfassen, Musik auswählen, Beitrag finalisieren. „Viele denken, man bekommt ein Produkt zugeschickt, macht ein Foto und das war’s. Aber so einfach ist das nicht“, betont sie.


Zwischen Nähe, Austausch und Anfeindungen


Auch rechtliche und steuerliche Aspekte gehören zum Influencer-Alltag: Werbemittel und Produktproben müssen ordnungsgemäß versteuert werden. Kooperationen bringen Verantwortung mit sich. „Ich bewerbe nichts, hinter dem ich nicht voll und ganz stehe.

Das Vertrauen meiner Follower ist mir unglaublich wichtig.“ Was ihren Kanal so beliebt macht, ist vor allem die persönliche Nähe zu ihren Followern. „Man schreibt sich, hilft sich, gibt sich Tipps – gerade zu Themen, die viele betreffen“, erzählt Stephi. Ob Rezepte,

Einrichtungsideen oder Alltag mit Kindern – vieles davon spricht die Lebenswirklichkeit ihrer Community direkt an. Doch mit wachsender Reichweite wird auch der Austausch herausfordernder. Täglich erreichen sie zahlreiche Nachrichten. Sie bemüht sich, möglichst viele davon zu beantworten – bei der Menge aber eine kaum zu bewältigende Aufgabe.

Und auch negative Reaktionen bleiben nicht aus. Anonyme Hassnachrichten mit Beleidigungen – teils weit unter der Gürtellinie – sind Teil des Alltags. Manche Nutzer

provozieren gezielt Diskussionen oder greifen sie persönlich an.

„Am Anfang hat mich das sehr mitgenommen. Heute blockiere ich solche Leute einfach“, sagt sie. „Ich verstehe nur nicht, warum man jemanden, den man nicht kennt, einfach beleidigt. Im echten Leben würde man so etwas doch auch nicht machen.“ Trotz allem überwiegt das Positive: „Ich muss sagen, der Großteil meiner Community ist unglaublich

lieb, wertschätzend und unterstützend – dafür bin ich sehr sehr dankbar.“


TV- Erfahrung, Kinder, Katzen - und klare Grenzen


Noch bevor Stephi auf Instagram aktiv wurde, stand sie bereits im Rampenlicht: Ihre Hochzeit wurde 2016 im Rahmen des TV Formats „4 Hochzeiten und eine Traumreise“ begleitet. Auch in anderen Sendungen war sie mit ihrer Familie zu sehen. Auftritte, die sie

heute mit gemischten Gefühlen betrachtet. „Damals war das okay, heute würden wir das nicht mehr machen“, sagt sie rückblickend. Inzwischen hält Stephi ihre Kinder bewusst aus der Öffentlichkeit heraus. Der Wendepunkt kam, als eine völlig fremde Frau ihren Sohn

mit Namen ansprach. „Da war nichts Böses dabei, aber es war ein sehr seltsamer Moment“, erzählt sie. Bei rund 50 000 Followern lässt sich kaum kontrollieren, wer Einblicke ins Familienleben bekommt – und mit welcher Intention.


"Ein kreativer Beruf, aber kein leichter"


Heute liegt der Fokus ihrer Inhalte woanders: Die vier Familienkatzen sind zu echten Publikumslieblingen geworden – und fester Bestandteil ihrer Marke. Besonders

beliebt: Katze „Mary Poppins“, die im Frühjahr Nachwuchs bekam. Auch das verfolgen viele

Follower mit Interesse – nicht ohne gelegentliche Diskussionen. Dennoch bleibt Stephi bei ihrer Entscheidung konsequent: „Meine Kinder sollen erst mit 16 selbst entscheiden, ob und wie sie Social Media nutzen möchten.“ Als Mutter und Influencerin weiß sie, wie stark digitale Medien junge Menschen beeinflussen können – und wie wichtig es ist, sich mit deren Inhalten aktiv auseinanderzusetzen. Den Beruf Influencerin beschreibt Stephi als kreativ, aber keineswegs planbar. Es gibt keine Ausbildung, keinen festen Weg – vieles ist vom Algorithmus und vom Zeitgeist abhängig. Ihr Rat an junge Menschen mit ähnlichen

Ambitionen: „Ein Schulabschluss und eine Ausbildung sind das Wichtigste.“ Sie selbst ist gelernte Friseurin – und weiß um die Bedeutung eines soliden Fundaments. Der Erfolg auf Social Media komme nur mit Geduld, Ehrlichkeit und viel Ausdauer. Ihr Wunsch für die Zukunft ist einfach: „Es soll so weitergehen wie bisher.“ Und auch wenn der Beruf viele Facetten und Herausforderungen mit sich bringt: Stephi macht ihn gern. Nur die vielen

Vorurteile und Hassnachrichten könnten ihrer Meinung nach gerne ausbleiben. Ansonsten überwiegen für sie die positiven Seiten: „Ich liebe, was ich tue. Und ich bin dankbar für jede Unterstützung.“


(Katharina Raeck - veröffentlicht am 20.08.2025 im Rottaler Anzeiger)




ree







Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page