Ein ganzes Zimmer voll mit Videospielen
- d´Ratsch- Kathl
- vor 17 Stunden
- 4 Min. Lesezeit
Vom Atari bis zum Super Nintendo: Der Eggenfeldener Andi Friebe lebt seine Konsolen-Sammelleidenschaft

Eggenfelden.
Schon als kleiner Bub in den späten 80ern ist Andi Friebe fasziniert von Videospielen gewesen. Gemeinsam mit seinem Bruder verbrachte er Stunden vor dem Spielecomputer Atari 2000, auf dem das berühmte „32-in-1“- Spiel lief. Was damals als Kinderspiel begann, entwickelte sich zur Leidenschaft, die heute in einem beeindruckenden Sammlerzimmer
Ausdruck findet – ausgestattet wie ein Videospiel-Store und erinnernd an klassische „Zocker“- Läden der frühen 2000er Jahre. Mit 14 Jahren erfüllte sich Andi seinen ersten großen Wunsch: Er kaufte sich von seinem selbst verdienten Geld in den Ferien eine
„Super Nintendo“-Spielekonsole, damals für 250 Mark. Später, während seiner Ausbildung zum Zimmerer, folgte die PlayStation 1. Damals war die Auswahl an Spielen in den Läden noch überschaubar – gerade einmal fünf Titel seien zur Verfügung gestanden.
Etwa 90 Konsolen und 2.000 Videospiele
Heute besitzt der Trockenbauer rund 90 verschiedene Spielkonsolen und eine beeindruckende Sammlung von etwa 2000 Videospielen. Die meisten Spielebesitzt
er für die Nintendo Switch, rund 250 verschiedene Titel. Die Wii USpiele, die am europäischen Markt verfügbar sind, besitzt Andi nach eigenem Bekunden aktuell
fast alle. Nur noch acht Spiele fehlen ihm, um alle 160 Spiele komplett zu haben, wie er erklärt. Mittlerweile sind es aber nun zu viele Spiele, um alles im Kopf zu behalten. Die Spiele für Playstation I und II hat er daher beispielsweise alphabetisch sortiert und
fotografiert, um, wenn nötig, spontan nachschauen zu können, was genau ihm noch fehlt.
Doch obwohl er so viele Spiele besitzt, zockt er selbst kaum noch. „Super Mario Bros. Wonder“ aus dem Jahr 2023 sei das erste Spiel seit Langem gewesen, das er auf der Switch angespielt habe – und das auch nur für etwa zwei bis drei Stunden. Rund 50 Prozent seiner
Sammlung seien ungespielt und teils noch originalverpackt. Besonders wertvolle Stücke, wie das Super-Nintendo-Spiel „Super Metroid“, das im Sammlerzustand mit Original- Verpackung und Anleitung bis zu 500 Euro wert ist, lagern sicher verstaut in Schutzhüllen. Dabei geht es Andi jedoch nicht um den finanziellen Wert. „Es ist einfach cool“, sagt der 45-Jährige mit einem breiten Grinsen. Ein Goethe-Zitat trifft auf ihn wohl bestens zu: „Sammler
sind glückliche Menschen.“ Es gibt jedoch eine Ausnahme: Sobald ein neues Spiel der dystopischen Rollenspiel-Reihe „Fallout“ erscheint, schließt Andi dann doch die Xbox an den Beamer an. „Für mich das beste Spiel aller Zeiten!“, schwärmt er. Kein anderes Spiel sei so umfangreich und voller Möglichkeiten wie diese Computerspielreihe, die seit 1997 erhältlich ist. Wann jedoch ein weiterer Teil der Open-World- Reihe erscheint, ist auch in Kennerkreisen immer ein Geheimnis. Andi aber freut sich darauf. Den entscheidenden Schub für seine Sammelleidenschaft erhielt er durch den einstigen Laden „Gamecorner“
in Eggenfelden, der ab etwa 2014 Spiele zu günstigen Preisen anbot. Seitdem wächst
seine Sammlung stetig. Tauschen oder verkaufen kommt für ihn nicht infrage – er ist schließlich Sammler, nicht Händler. Besonders stolz ist er nach eigener Aussage auf seine rund 300 „Collectors Boxen“, darunter auch eine für den Game Boy Advance mit acht NES-Klassikern (NES steht für Nintendo Entertainment System), die nie im Handel erhältlich war und nur für Gewinnspiele produziert wurde. Seine Lieblingsstücke aus der Sammlung? „Super Mario World für den Super Nintendo – einfach DER Klassiker“, antwortet er ohne
Zögern. Seine Lebensgefährtin Christina kennt ihn nicht anders. Seit über 15 Jahren sind die beiden ein Paar. Schon beim Einzug in die erste gemeinsame Wohnung vor über zehn Jahren, stellte sie erstaunt fest, wie viele Kartons Andi besitzt. Doch die Sammlung blieb
immer außerhalb der Wohnung, erklärt er, in einem eigenen Raum, sortiert und geordnet.
Andi ist zudem äußerst technikaffin. In jedem Raum der Wohnung befindet sich ein Fernseher. Auch mehrere Beamer sind Teil der Ausstattung. Aber auch im digitalen
Zeitalter bleibt Andi der Tradition treu. Die modernen VR-Brillen faszinieren ihn nicht besonders, nur zwei davon haben es in seine Sammlung geschafft. Die erste 3D-Konsole von Nintendo, der VirtualBoy aus dem Jahr 1995, mit Ständer und kabelgebundenen
Controllern, hingegen ist fester Bestandteil der Sammlung. Mehr Wert legt Andi auf physische Medien. Digitale Downloads seien für ihn kein Ersatz für echte Spiele. Dass die Wii-U-Server im April 2024 abgeschaltet wurden und somit heruntergeladene Spiele
unwiderruflich verlorengehen können, bestätigt seine Haltung: „Wenn die Konsole dann kaputtgeht, sind alle Spiele weg. Deshalb besitze ich auch keine Online-Accounts.
Ich habe einfach gerne etwas in der Hand.“ Andi sucht ständig nach neuen Schätzen für seine Sammlung – online, in Geschäften oder auf Flohmärkten. Dabei beobachtet er auch die Preisschwankungen. Manche „Collectors Boxen“ sind in Spanien etwa günstiger erhältlich als das Standardspiel in Deutschland. Auch die neue Playstation ist ein gutes Beispiel dafür. Auf Grund der Knappheit bei der Veröffentlichung sei diese teils zum dreifachen Preis im Internet gehandelt worden. Doch für Andi ist die Sammlung keine Wertanlage. Er genießt es einfach, in seinem Raum zu sitzen und sie zu betrachten. „Einfach cool“, wiederholt er lächelnd. Ein alter Bekannter brachte es einst auf den Punkt: „Es ist fast, wie in der Wüste auf einer Kiste Gold zu sitzen.“ Trotz der beeindruckenden Fülle an Spielen und Konsolen sieht Andi seine Sammlung als eher klein an. „Das ist doch nichts im Vergleich zu anderen“, winkt er bescheiden ab. Doch wer sein Sammlerzimmer betritt, erkennt sofort, dass hier ein wahres Paradies für Retro- und Gaming-Fans geschaffen wurde. Jedes Regal ist
sorgfältig bestückt, jede Konsole mit Bedacht aufbewahrt. Seine Hingabe und sein Blick für seltene Schätze machen seine Sammlung einzigartig–nicht nur in Eggenfelden, sondern weit darüber hinaus. Was für ihn „nicht der Rede wert“ ist, versetzt andere ins Staunen
und versetzt sie noch einmal in die eigene Jugend zurück.
"Terminator"- Hand gehört ebenfalls zur Sammlung
Neben Videospielen sammelt Andi auch Filme – rund 400 Stück. Auch darunter befinden sich einige echte Raritäten aus Sammeleditionen. Wie die „Terminator 2“-Hand, von der es weltweit nur 1012 Exemplare gebe. Nummer 45 steht in Eggenfelden, in Andis Wohnzimmer. Und auch Musik spielt in Andis Leben eine große Rolle. In seinem Sammlerzimmer produziert er elektronische Musik und verbringt dort viel Zeit. Hier kann er abschalten und zur Ruhe kommen. Die Bundesliga gehört auch zu seinen Interessen – aber ohne die Fifa-Spiel-Reihe, denn deren Ausgaben „sind nichts wert.“ Für seine Lebensgefährtin Christina ist Andis Leidenschaft kein Problem. „Ich freue mich, wenn er sich freut“, sagt sie mit einem Lächeln.
(Katharina Raeck - veröffentlicht am 23.04.2025 im Rottaler Anzeiger)

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